Sebastian Hasenack (DJE Kapital): "Der Fintech-Endkunde stimmt mit dem Smartphone ab"

Sebastian Hasenack (DJE Kapital): "Der Fintech-Endkunde stimmt mit dem Smartphone ab"

N26 hat sein Wertpapierangebot deutlich ausgebaut. Wir haben das als Anlass genommen, bei Fintech-Experten Sebastian Hasenack, Leiter Online Vermögensverwaltung von DJE Kapital, nachzufragen.

Im digitalen Wertpapierhandel verschärft sich die Konkurrenz – zum Vorteil der Privatanleger. Wie beurteilen Sie den jüngsten Einstieg von N26 in diesem Bereich?

Bisher sparen nur 17,6 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren in Aktien, Aktienfonds oder ETFs. Für mich ist daher jede Innovation oder Produkteinführung, die den Kapitalmarktzugang für Sparer vereinfacht, ein richtiger Schritt. Dass es an Konkurrenz in der Fintech-Szene nicht mangelt, stimmt absolut. Mit Blick auf die unterschiedlichen Anlagestrategien- und Kundenpräferenzen sehe ich jedoch genügend Raum für unterschiedliche Modelle: vom Welt-ETF bis zum Aktien-Direktinvestments.

Tipp: Hier findest du unsere ETF-Empfehlungen für den globalen Aktienmarkt.

N26-Kunden zahlen nun 90 Cent je Transaktion. Daneben bieten die Berliner Kunden mit Premium-Konto sogar vier Prozent Zinsen. Damit legt man auch hier mit Blick auf Scalable Capital und Trade Republic nach. Könnte N26 den Neobroker-Platzhirschen den Rang ablaufen?

Mein Credo ist hierzu: Die Marktposition hängt nur selten an kurzfristigen Aktionen- und Rabattmodellen; langfristig entscheidet sich das Rennen über ein umfassendes Angebot, hervorragendem Kundenservice, eine gesunde Unternehmenskultur und dem langfristig tragfähigen Geschäftsmodell.

Fintech-Unternehmen hat man häufig mit einem stark reduziertem Dienstleistungsspektrum und dafür mit extrem günstigen Konditionen verbunden. Trade Republic bietet eine Kreditkarte an, ein Girokonto dürfte demnächst folgen. N26 ist ohnehin längst ein All-Rounder im Finanzsektor. Brauchen Fintech-Freunde bald kein „Standbein“ mehr in der „alten Bankenwelt“?

Eine Banklizenz in Deutschland zu erhalten ist kein „regulatorisches“ Kinderspiel; dies war somit in den jeweiligen Gründungsphasen sicherlich eine Hürde. Hier haben B2B-Angebote in der Beschleunigung geholfen. Zur weiteren Veredelung der Angebote ist dies für einige Anbieter eine interessante und machbare Weiterentwicklung. Der Endkunde stimmt aus meiner Perspektive mit dem Smartphone ab; sollte dies für jegliche Finanzdienstleistungen reichen, ist keine weitere Verbindung nötig.

Besteht die Gefahr, dass bei einer weiteren Ausdehnung des Produktspektrums von Neobrokern bzw. Neobanken die Attraktivität leidet und sie am Ende nur noch eine Art moderne Direktbanken sein werden?

Technologie basiert auf einem Zyklusmodell und Produktdesign orientiert sich am Zeitgeist! Anbieter, die auf der grünen Wiese mit neuen Angeboten starten, haben mit Blick auf die Zielgruppenansprache einen systemischen Vorteil. Das entwickelte Produkt ist beispielsweise für eine recht spitze Zielgruppe ausgerichtet. Am Beispiel N26: mobile first! Ich will damit sagen, wir haben mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht die letzte Challenger-Bank gesehen.

Worauf sollten sich Neobanken in den nächsten Jahren konzentrieren?

Wachstum, Regulatorik sowie Kapazität für Kunden sollten im Gleichschritt bleiben.

Sie selbst sind in der digitalen Vermögensverwaltung zuhause. Welche Tendenzen lassen sich hier zuletzt feststellen?

Wir stehen gegenüber unseren Kunden in der Performanceverantwortung. Dies war zur Zeit der Gründung von DJE im Jahr 1974 der Fall, ist es heute und wird es auch zukünftig sein. Darauf konzentrieren wir uns. Neben dem Portfoliomanagement ist uns Transparenz und Service wichtig. Wir nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung, um unser Leistungsangebot zu erweitern und Prozesse zu vereinfachen. Übergeordnet verfolgen wir das Ziel mehr Zeit für unsere Kunden zu haben sowie Eintrittsbarrieren abzubauen.